Friedrich Kittler

Friedrich Kittler

Friedrich Kittler (* 1943) studierte Philosophie, später Germanistik und Romanistik. Kittlers Interesse verschob sich von der Philosophie zur Germanistik und schließlich zur Medientheorie: "Biografisch war schon die Literaturwissenschaft ein Versuch, die Füße auf den Boden zu kriegen. Ich hatte zunächst Philosophie studiert und just in dem Moment, als mich der Auftrag ereilte, über Hegels Ästhetik zu promovieren, kam mir der entsetzliche Gedanke, dass es vielleicht gar keine Gedanken gibt, sondern nur Wörter. Der Schritt aus der Philosophie in die Literaturwissenschaft war also der Abschied vom idealistischen Traum, sich selbst beim Denken beobachten zu können, und der Versuch, Wörter als Medium zu begreifen, das es gibt und das positive Effekte ausübt." (Konturen einer Medienwissenschaft in "Vom Chaos zur Endophysik", Hg von Florian Rötzer)

Beeinflusst von Gregory Bateson, der in sein Denken die Materialität der Kommunikation mit einbezieht, von Jacques Lacan, der das Operieren von Signifikanten in ihrer Materialität beschreibt und schließlich von Michel Foucault, der die Unhintergehbarkeiten des Diskurses (als episteme, als "Archiv" und als "historisches Apriori" beschreibt, entwickelt er eine Medientheorie, die die materiellen und institutionellen Grundlagen das Diskurses und der Wissensproduktion und Speicherung konkret benennt.

Sein Programm kann man als "Austreibung des Geistes aus den Geisteswissenschaften" begreifen. ((so der gleichnamige Titel einer Veröffentlichung aus dem Jahr 1980.)) Kittler denkt nicht, wie Marshall McLuhan, die Medien als "extensions of man", sondern umgekehrt, den Menschen von den Kulturtechniken her. Zu einem seiner Zentralbegriffe wird "Aufschreibesysteme" eingeführt in dem gleichnamigen Buch ((Aufschreibesysteme 1800 - 1900, München 1985)).

1993 erhielt er den Lehrstuhl für Ästhetik und Geschichte der Medien an der Humboldt Universität zu Berlin und wurde - so kann man mit Fug und Recht sagen - schulbildend. Kittler gilt als einer der einflussreichsten Medientheoretiker Europas.

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